Geschichte der Knabstrupper

Der Knabstrupper findet seinen Ursprung in Dänemark (die nachweislich älteste Pferderasse Dänemarks). Er ist als Nachfahre der Frederiksborger Rasse zu betrachten, die ihre Blüte während der Barockzeit (16.-17. Jahrhundert) hatte. Somit kann man den eigentlichen, klassischen Knabstrupper als typisches europäisches Barockpferd einstufen. Das Königlich-Frederiksborger Gestüt wurde ca. 1536 auf dem Gelände des Klostergestüs Esrom von König Frederik II gegründet. Bereits 1660 wird das erste Mal ein getigerter Hengst beschrieben. Aber auch die weißgeborenen Pferde waren sehr begehrt, vor allem da sie dominant Farbe vererben. Auch als sehr alte Pferde wurden die Weißgeborenen noch für viel Geld verkauft, zu den Auktionen kamen Adelige aus aller Welt. Bereits 1671 blüht hier eine beliebte Zucht von Tigerschecken, die stark von spanischen Pferden geprägt waren. Durch einen spanischen Hengst namens Superbe im Jahr 1683 bekam die Zucht ihren Ursprung Sie hießen zunächst also nicht Knabstrupper, sondern Frederiksborger. Im Jahr 1750 war der züchterische Höhepunkt erreicht. Im Jahre 1771 wurde ein weißgeborener Hengst namens Pluto nach Österreich verkauft, wo er einer der ersten Linien der heutigen Lippizaner begründete. Aber nicht nur Hengste wurden in Bezug auf die Lippizanerzucht erwähnt, auch Stuten, so z.B. die Fredericksborger Stute Deflorata, die eine Stammstutenbegründerin wurde. Um 1800 herum verloren die barocken Fredericksburger an Glanz gegenüber den leichteren Pferden. Die Modeerscheinung Vollblut veränderte auch die Fredericksborger und das Zuchtziel geriet aus den Augen. Bemerkte man die Fehler dieser Mischpferde bei den Lippizanern schnell, war in Dänemark leider keine Umkehr zu erreichen.
Es erfolgte der Niedergang des Gestüts.

1798 übernahm Major Villars Lunn das Gut Knabstrupgaard von seinem Vater. Er kaufte Frederiksborger Stuten, um mit ihnen das altbewährte Frederiksborger Pferd weiterzuzüchten. Er achtete auf Härte und Leistungsbereitschaft und vor allem auf relativ ähnliche Pferdetypen. 1812 kaufte V. Lunn eine Stute wegen ihrer Schönheit und erwiesenen Belastbarkeit. Diese Stute wurde “Flaebehoppen” (Flaebes Pferd) nach ihrem Vorbesitzer genannt. Dieser Herr Flaebe hatte sie einem spanischen Offizier, der während der Napoleonischen Kriege wohl in Mecklenburg stationiert war, abgekauft. Sie war ein auffallendes Tier: Obwohl aus einer spanischen Zucht stammend, stand sie im Typ eines englischen Hunters. Schönheit und Qualität sollen in ihr vereint gewesen sein, zusammen mit einer unvergesslichen Färbung. Sie wurde als dunkelroter Zobelfuchs mit weißer Mähne und Schweif beschrieben. Ihr Fell war stark mit kleinen weißen “Schneeflocken” gesprenkelt, sie besaß braunen Flecken auf ihrem Rücken. Sie wurde die Stammutter und Gründerin der Knabstrupperzucht auf Knabstrupgaard.

Da Major Lunn helle Pferde liebte, ließ er Flaebehoppen zuerst von einem isabellfarbenen Frederiksborger Hengst decken. Das 1813 geborene Hengstfohlen, “Flaebehingsten” genannt, wurde der Stammvater aller gescheckten Knabstrupper Pferde.

Seine Farbe soll genauso ungewöhnlich gewesen sein wie die seiner Mutter: Eher isabellfarben als fuchsfarben, soll sein Haarkleid 21 verschiedene Farben und Schattierungen und einen starken “Metallglanz” aufgewiesen haben. Bemerkenswert ist, dass kein Nachkomme von Flaebehoppen einfarbig war und alle ungewöhnliche Farben zeigten.



Die Nachkommen Mikkels , eines weiteren Sohnes von Flaebehoppen, waren wegen ihrer Härte, Schnelligkeit und Ausdauer bei Offizieren sehr beliebt. 1850 zeigte sich allerdings im “Ernstfall” ein wesentlicher Nachteil dieser Pferde: Offiziere, die auffallend gefärbte Knabstrupper ritten, wurden überwiegend vom Pferd geschossen. Ein auf diese Art reiterlos gewordener Hengst wurde von lokalen Bauern eingefangen und versteckt. Auf diese Weise entstand ein Knabstrupper “Landschlag”. Noch 1910 deckte ein direkter Nachkomme des “eingefangenen” Hengstes. Ab 1870 geriet das Stammgestüt in Schwierigkeiten: ca 50 Stuten, die alle von Flaebehoppen abstammten, waren aufgestallt. Die Inzucht machte aber die Weiterführung der Zucht schwierig. Wieder “verblassten” die begehrten Tigerflecken. Als 1891 während eines Unwetters der Blitz auf Knabstrupgaard in den Pferdestall einschlug, starben 22 der unersetzlichen Zuchttiere. Nur noch wenige der alten Blutlinie blieben übrig. Aber der Erbe, Sigismund Lunn, machte weiter. Er verwendete Knabstruperhengste aus fremden Besitz. Bis 1971 kann nicht von einer planmäßigen nationalen Zucht gesprochen werden. Erst dann wurde der “Knabstrupperforeningen” – der dänische Knabstrupperverband gegründet. Die einzige Bedingung zur Aufnahme war damals ein geschecktes Haarkleid. So wurden zum Beispiel auch Appaloosa Hengste aufgenommen. Neben dem klassischen, barocken Knabstruppern von ca. 150 cm Stockmaß wurden auch “Knabstrupper Ponies” gezüchtet. Als dritte Zuchtlinie etablierte sich der moderne Knabstrupper. Alle heutigen Knabstrupper sind Dänemarkt erfasst und durch einige engagierte Züchter in Dänemark, Schweden und Deutschland auch wieder sehr gefragt. Es gibt mittlerweile auch einige Bestände in Österreich und der Schweiz, England, Italien und Amerika – Tendenz steigend.

Text und Fotos von Sabine Reinhold

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